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Rumänien 1933- 1972: König Carols Karpatenschloss

Die Sommer in Bukarest, auf durchschnittlich 70 m Höhe über dem Meer gelegen, sind heiß, das Klima gilt als ungesund. Rumäniens junger Fürst Carol I. aus dem Hause Hohenzollern- Sigmaringen (20.4.1839- 27.9./10.10.1914; reg. seit 1866) und seine Gemahlin Elisabeth zu Wied, die 1869 geheiratet hatten, erkrankten deshalb häufig und litten unter der Sommerhitze. Der hübsche Kurort Sinaia in den Südkarpaten liegt nur rund 140 km nordwestlich von Bukarest und besitzt auf über 700 m Höhe eine erfrischende Luft. So lag es nahe, dass sich das Fürstenpaar in der dortigen Sommerfrische Rumäniens eine Sommerresidenz ab 1873 erbauen ließ, die nach dem dortigen Gebirgsbach Peleș Schloss Peleș hieß und 1883 fertiggestellt wurde. Im deutschen Neorenaissancestil erbaut mit vielen Türmen und Türmchen sowie Fachwerk in den oberen Stockwerken und unzähligen Holzvertäfelungen in seinen Sälen erinnerte Peleș Carol I., seit 1881 zum König von Rumänien erhoben, an seine Jugend im väterlichen Sigmaringer Schloss. Jeden Sommer übersiedelte der Hof von Bukarest nach Peleș, das in dieser Jahreszeit das eigentliche Regierungszentrum des Landes bildete, auch während der Julikrise 1914 vor Ausbruch des 1. Weltkriegs. Carol I. befürwortete ein Bündnis mit den Mittelmächten, fügte sich aber dem Kronrat, der im Musiksaal von Peleș mit großer Mehrheit die Neutralität des Landes beschloss. - Das herrliche Schloss war mehrfach das Motiv rumänischer Briefmarken, erstmals 1933 zum 50. Jubiläum seiner Fertigstellung. Wir betrachten im folgenden 4 zwischen 1933 und 1972 verausgabte Marken mit Schloss Peleș:

Unbenannte Anlage 00065     
Die beiden Marken der oberen Reihe entstammen dem Jubiläumssatz von 1933. Auf der 1 Leu violett sehen wir unter der Beschriftung „Castelul Peleș“ das Königspaar, rechts Carol I., links Königin Elisabeth, die zugleich auch eine begabte Schriftstellerin und Dichterin war und unter ihrem Pseudonym Carmen Sylva (Latinisierung von „Waldgesang“) viele Werke verfasste, deren Großteil am „Musenhof“ von Peleș entstand. König und Königin erfuhren durch das Aufstellen von Denkmälern auf der Schlossterrasse und im Park eine zusätzliche Würdigung. Die zinnoberrote Marke zu 6 Lei präsentiert die klassische Silhouette dieses rumänischen Märchenschlosses mit seinen markanten Türmen. Einen direkten Vergleich des Sigmaringer Vorbilds mit Schloss Peleș kann man auf der grünen Marke zu 1,5 L unten links vornehmen, die 1939 im Rahmen eines Markensatzes anlässlich des 100. Geburtstags von Carol I. erschien. Es sollte dann bis 1972 dauern, bis Schloss Peleș wieder als Markenmotiv in der kommunistischen Ära in der Dauermarkenserie „Bauten“ mit dem Wert von 3,45 L dunkelgrüngrau zu sehen war. - König Carol I. starb nur knapp 2 Monate nach seiner Abstimmungsniederlage von Anfang August 1914 im Kronrat an gebrochenem Herzen auf Schloss Peleș. Elisabeth/Carmen Sylva folgte ihrem Gatten im März 1916. Beide ruhen in der Klosterkirche Curtea de Argeș.