Nach Großbritannien, dem Kanton Zürich, Brasilien, den Kantonen Genf und Basel-Stadt sowie der Bundespost der USA verausgabte Mauritius als siebtes Postgebiet eigene Briefmarken. Zählt man die drei Schweizer Kantone als ein Gesamtgebiet, liegt Mauritius sogar auf Platz 5. Bereits 1846 beschloss der Gouverneur die Einführung von Briefmarken. Monatelang arbeitete ein lokaler Uhrmacher namens Joseph Osmond Barnard mühevoll an der Erarbeitung einer Druckplatte für die Verausgabung von zwei Werten zu 1 Penny und 2 Pence. Am 21.09.1847 war es dann soweit. Die beiden Werte erschienen in der geringen Stückzahl von je 500 Stück: die 1 Penny in orangeroter, die 2 Pence in blauer Farbe. Beide Werte zeigten nach britischem Vorbild das Portrait von Königin Victoria, oben die übliche Bezeichnung „Postage“, unten die ausgeschriebene Wertangabe, rechts von unten nach oben den Landesnamen „Mauritius“ und links die Worte „Post Office“, was die Marken weltberühmt machte. Wie es zur Bezeichnung „Post Office“ kam, ist umstritten. Angeblich hätte Barnard nicht recht gewusst, was er hier hätte einsetzen sollen und sich an das Schild am lokalen Postamt „Post Office“ erinnert. Schon zuvor geführte Stempel zeigen aber die gleiche Beschriftung, übrigens auch die beiden ersten im Juli 1847 erschienenen Marken der US-Post. Allerdings hätte es korrekterweise als Gebührenvermerk „Post Paid“ heißen müssen. Eine Anekdote berichtet, dass die Frau des Gouverneurs, Lady Gomm, die Marken extra für Einladungen zu ihrem für den 30.09.1847 geplanten Kostümfest über ihren Mann in Auftrag gegeben habe. Dagegen sprechen aber der schon 1846 gefasste Beschluss, die Einführung von zwei verschiedenen Marken und der Umstand, dass die Marken auch in das Ausland, auch zu Geschäftszwecken verschickt wurden. Der berühmteste Brief, der sog. „Bordeaux-Brief“ zeigt als einziger Brief beide Marken und ist an eine Weinhandlung in Bordeaux gerichtet. Vermutlich hat Lady Gomm aber einen Teil der Marken tatsächlich für ihre Einladungen („Ball Covers“) verwendet. Von der Roten Mauritius gibt es noch 15 Exemplare, von der Blauen 12.
Wegen dieser geringen Stückzahl erhalten gebliebener Marken, die sich fast alle im Besitz von Museen oder in der Sammlung der Queen befinden, muss sich ein Sammler mit Farbreproduktionen aus Büchern oder dem Internet begnügen. Einen nahezu gleichen optischen Eindruck vermitteln aber die beiden nachstehenden Marken:
Das sind zwar nicht d i e berühmten Mauritius-Marken. Sie sehen aber fast identisch aus. Im Mai 1848 wurde nämlich eine korrigierte Auflage gedruckt, die sich von den berühmten Marken nur dadurch unterscheidet, dass links am Rand nunmehr die richtige Beschriftung „Post Paid“ steht. Ansonsten gibt es in Farbe und Markenbild praktisch keine Unterschiede. Diese Marken werten zwar im Katalog nicht unbeachtlich, sind aber nicht ansatzweise mit den beiden Erstausgaben zu vergleichen und tauchen immer wieder im Handel auf. Wenn man gewisse Qualitätseinbußen hinnimmt, kann man, wie hier, bildseitig schöne Repräsentationsstücke zu überschaubarem Preis erwerben.