An Philadelphias Delaware-Ufer liegt das Museumsschiff „USS Olympia“, ein Kreuzer, der einst das Flaggschiff von Commodore George Dewey im Gefecht bei Manila am 1.5.1898 war. Spanien hatte im Streit um Kuba am 23.4.1898 den USA den Krieg erklärt. Daraufhin dampfte Deweys Ostasien-Geschwader von Hongkong zur Bucht von Manila, um das dort liegende spanische Geschwader zu vernichten. Zu Beginn des Gefechts gab Dewey dem Kommandanten der „Olympia“ Gridley den legendär gewordenen Befehl: „You may fire when you are ready, Gridley.“ Gridley und seine Geschütze waren „ready“ und nach rund 2 Stunden waren die veralteten spanischen Schiffe vernichtet. Damit endete die über 300jährige dortige spanische Kolonialherrschaft. Magellan hatte 1519 das Archipel entdeckt, das 1542 den Namen „Las Islas Filipinas“ nach dem Thronfolger und späteren König Philipp II. erhielt. Der gesamte Archipel zählt 7641 Inseln, von denen knapp 1000 bewohnt sind. Die beiden mit Abstand größten Inseln stellen Luzon mit der Hauptstadt Manila sowie Mindanao dar, doch liegt Panay mit ca. 12.000 qkm schon an 6. Stelle. An dessen Südküste liegt Iloilo, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz mit heute rund 450.000 Einwohnern, im Jahre 1600 unter dem Namen „La Punta“ gegründet. Die Stadt entwickelte sich im 19. Jahrhundert zum zweitwichtigsten Hafen der Philippinen und zur reichsten Stadt des Landes mit vielen internationalen Handelsniederlassungen. Vor diesem wirtschaftlichen Hintergrund ist das hier abgebildete Couvert zu sehen, das im Jahre 1892 von Iloilo nach Hamburg befördert wurde:
1892 Philippinen

Der Umschlag mit vorgedrucktem Adressfeld ist mit der 8 Centavos ultramarin frankiert, die zur am 1.1.1892 verausgabten Freimarkenserie gehört und den seinerzeitigen spanischen König Alfons XIII. (1886-1941) noch im Kleinkindalter darstellt. Sein Vater König Alfons XII. war einige Monate vor der Geburt gestorben, doch war der „nasciturus“ erbberechtigt und kam somit als König zur Welt, stand aber bis 1902 unter Regentschaft seiner Mutter. Die Philippinen hatten schon seit 1854 eigene Briefmarken, deren Erscheinungsbild den Marken des spanischen Mutterlandes bis auf Farbe, Wertangabe und Herkunftsbezeichnung entsprach. Demgemäß lautet der Text der Kopfzeile unserer Marke „FILIPINAS“. Sie ist sauber mit dem blauen Ortsstempel „COMMUNICACIONES ILOILO“ vom 18.10.1892 entwertet. Empfänger waren die „Herren Otto Gierth & Co., Raboisen 103, Hamburg, Alemania“, eine 1890 gegründete Firma für Import und Export, die später ihren Sitz an den heutigen Ballindamm verlegte. Der Brief nahm seinen Weg via Manila (rückseitiger Transitstempel vom 22.10.1892) und vermutlich über Hongkong nach Hamburg, wo er am 2.12.1892 eintraf.- Nicht einmal 5,5 Jahre später läutete Dewey auf seiner „Olympia“ durch den Seesieg bei Manila das Ende des spanischen Kolonialreichs ein. Die Philippinen fielen an die USA, womit die spanischen Kolonialmarken nach einer kurzen Übergangszeit ihre Frankaturkraft verloren.

Mittwoch, 18 September 2024 19:24

Mexiko 1861 II: „1 Kiste Silber für London“

Das Portrait des mexikanischen Nationalhelden Miguel Hidalgo (8.5.1773-30.7.1811), der mit vollem Namen Miguel Gregorio Antonio Ignacio Hidalgo y Costilla y Gallaga Mondarte Villaseñor hieß, war auf Mexikos ersten Briefmarken ab 1856 das beherrschende Motiv. Mit Hidalgo als geistigem Vater der Unabhängigkeit Mexikos konnte sich die Republik offenbar wesentlich besser identifizieren als mit ihren diversen nur kurz amtierenden Präsidenten, die sich nach der letzten Amtszeit des langjährigen Präsidenten Santa Anna (1794-1876) ab 1855 in schneller Folge bis zum Amtsantritt von Benito Juárez (1806-1872) quasi die Klinke des Palacio Nacional der Hauptstadt in die Hand drückten oder gerade dies verhindern wollten. Die erste Freimarkenserie von 1856 bestand aus den 5 Werten zu 1/2 Real blau, 1 R gelb, 2 Reales grün, 4 R rot und 8 R lila, wobei die Auflagenzahlen der beiden Höchstwerte deutlich geringer war, weil diese Werte seltener benötigt wurden, denn das Briefporto für einen Standardbrief lag bei 2 Reales. Mit einem Brief, der mit einer Marke dieser Erstausgaben frankiert ist, wollen wir uns hier befassen:
   
1861 II Mexiko
Der hellblaue, leichte Beförderungs- und Gebrauchsspuren aufweisende Faltbrief ist
mit einem um 90 Grad gedreht aufgeklebten Exemplar der 4 R rot frankiert. Die allseits gleichmäßig breitrandig geschnittene Marke zeigt das Brustbild Hidalgos, der hier nicht in seinem Beruf als Priester, sondern im Frack eines Gelehrten oder gar Staatsmanns, der er jedoch zu Lebzeiten nicht war, dargestellt ist. Der rechts senkrecht aufgebrachte Bezirksaufdruck lautet „VERACRUZ“. Passend dazu ist der Ortsstempel der wichtigen Hafenstadt Veracruz vom „ABRIL 5“ [1861] zentrisch abgeschlagen, jedoch so schwach, dass Hidalgos Portrait kaum verdeckt wird. Damit stammt die Frankatur aus dem letzten Monat der Gültigkeitsdauer dieser Marke, denn schon 13 Tage später erschien am 18.4.1861 eine neue Freimarkenserie, zwar mit dem gleichen Portrait Hidalgos, aber in geänderten Farbtönen. Absender des in deutscher Sprache verfassten Faltbriefs war „L. Höltzner“ aus Veracruz, Empfänger die „Señores Jorge Berkenbusch & Co.“ in Puebla. Offenbar war dem Absender an einer besonders schnellen Zustellung seines Briefs gelegen, denn er verfügte am oberen linken Briefrand „p(er) Express“, also Eilboten-Zustellung, wofür er 4 statt 2 Reales und damit das doppelte Porto berappen musste. Das am 3.4.1861 verfasste Schreiben befasst sich mit „1 Kiste Silber wie von Ihnen erhalten und baar [sic!] fl (= Gulden) 8.500.-“, deren erfolgten Verschiffung „per englischem Steamer“ nach London und den dadurch angefallenen zusätzlich vom Empfänger zu entrichtenden „Exportzoll, Verschiffungskosten und Commission“ mit insgesamt 327,71 Gulden, alles „mit freundschaftlichen Grüßen“ in Rechnung gestellt. Aufgrund eines handschriftlichen Empfängervermerks wissen wir, dass die Expresspost schon 2 Tage nach Abstempelung der Marke am 7.4.1861 in Puebla ankam. Derweil befanden sich die „1 Kiste Silber“ samt Barschaft auf dem Seeweg nach London.

Miguel Hidalgo (8.5.1753-30.7.1811) genießt in Mexiko noch heute den Status eines „Nationalhelden“, gilt er doch als Symbolfigur des Aufstands gegen die spanische Kolonialherrschaft und damit als geistiger Vater der -von ihm nicht mehr erlebten- Unabhängigkeit Mexikos, die Spanien 1821 anerkennen musste. Hidalgo studierte die Freien Künste, Philosophie sowie Theologie und wurde 1778 zum Priester geweiht. Der zuletzt in Dolores wirkende Pfarrer Hidalgo schloss sich einem Geheimbund an, läutete am Morgen des 16.9.1810 die Glocken seiner Kirche und rief mit diesem verabredeten Zeichen zur Revolution gegen Spanien auf. Er kommandierte persönlich Truppen der Aufständischen, die jedoch Anfang 1811 besiegt wurden. Hidalgo selbst wurde noch im gleichen Jahr gefangengenommen und hingerichtet. Trotz seines persönlichen Scheiterns hatte er den Grundstein im Unabhängigkeitskampf gelegt, der 10 Jahre später dem Land die ersehnte Unabhängigkeit brachte. Mexiko ehrt seinen großen Sohn in vielerlei Hinsicht: So ist nicht nur mit „Hidalgo“ ein zentraler Bundesstaat nach ihm benannt, sondern auch seine einstige Wirkungsstätte Dolores, denn die Stadt heißt offiziell „Dolores Hidalgo“. Selbst der Ort des Friedensvertrags nach dem Mexikanisch-Amerikanischen Krieg von 1846-1848, der Mexiko fast die Hälfte seines Staatsgebiets zu Gunsten der USA kostete, hieß „Guadelupe Hidalgo“, heute ein Stadtteil von Mexico City.- „Hidalgos“ nennt man aber auch Mexikos erste Briefmarken, die von 1856 bis 1878 -mit Ausnahme der Ausgaben unter Kaiser Maximilian (1864-1867) - erschienen und sämtlich Hidalgos Konterfei zeigten. Einen Viererblock der 1. Ausgabenserie von 1856 dürfen wir im Folgenden vorstellen:
1861 I Mexiko                                    
Die erste Freimarkenserie Mexikos bestand aus den 5 Werten zu 1/2 Real, 1 R, 2 Reales, 4 R und 8 R. Wir sehen hier einen hervorragend erhaltenen enorm farbfrischen Viererblock der 1/2 Real blau auf einem kleinen Fragment, der paarweise mit zwei auf das Fragment oben und unten übergehenden Ortsstempeln Guadalajaras vom 24.2.1861 entwertet ist. Im von vielen Ornamenten umrahmten Oval der Markenmitte befindet sich auf dunkelblauem Grund Hidalgos Brustbild, wobei Mexikos Held hier keine Soutane, sondern Frack und damit bürgerliche Kleidung trägt, wie es sich eines „Edelmanns“ („Hidalgo“= „Edelmann“) geziemt. Die Beschriftung besteht aus Herkunfts- und Wertangabe „CORREOS MEJICO“ [sic!] bzw. „MEDIO REAL“. Per senkrechtem Handstempelaufdruck wurde für die Postämter der jeweilige Bezirksname auf den Marken angebracht, wie die schwarzen senkrechten Aufdrucke an den rechten Rändern (hier: „GUADALAJARA“) belegen. Der Block ist oben links an der Randornamentik im Schnitt leicht berührt, sonst allseits breitrandig geschnitten und weist einen leichten waagerechten Registraturbug durch die unteren Marken auf. Die Marken bilden als bildhübsches Ensemble das Porto von 2 R für einen Standardbrief, wobei ein Block wesentlich seltener als ein Viererstreifen ist. Da die Marken mit unterschiedlichen Bezirksaufdrucken und Ortsstempeln landesweit zum Einsatz gelangten, war „Hidalgo“ in Mexiko „daheim und allerorten“.

Sonntag, 07 Juli 2024 18:32

SBZ 1949: „Goethe-Stadt Weimar“

Deutschland galt lange Zeit als „Land der Dichter und Denker“. Einen wesentlichen Anteil hieran hat Johann Wolfgang von Goethe (28.8.1749-22.3.1832), dessen Name weltweit bekannt ist, auch aufgrund der zahlreichen „Goethe-Institute“ in mittlerweile 98 Ländern. Der „Dichterfürst“, in Frankfurt am Main geboren, studierte Jura und begann nach seiner Promotion eine Anwaltstätigkeit. Sein Interesse an der „Juristerei“ ließ freilich schnell nach, doch wird sein Spruch „Beim Auslegen seid frisch und munter, legt Ihr nichts aus, so legt ’was unter“ noch heute gerne von Juristen zitiert. Neben Chemie, Botanik, Gesteinskunde, Farbenlehre, Malerei und dem Sammeln aller möglichen Objekte („Sammler sind glückliche Menschen“) war es das Schreiben von Gedichten und Dramen, was ihm zur Passion und letztlich zum Beruf wurde. Angefangen 1773 mit „Götz von Berlichingen“, der 1782 entstandenen Ballade „Erlkönig“ („Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?“) oder der 1797 geschriebenen Ballade „Der Zauberlehrling“ („Die ich rief, die Geister, werd‘ ich nun nicht los“) sollte sich Goethe ab dem „Urfaust“ von 1772 rund 60 Jahre lang mit dem „Fauststoff“ befassen, dem Mann, der seine Seele an den Teufel verwettet („Faust I“ 1808, „Faust II“ 1832 veröffentlicht). Schon früh zog es Goethe 1775 nach Weimar, wo er als Verwaltungsjurist in die Dienste von Herzog Karl August eintrat, aber auch das Hoftheater leitete. 1782 adelte ihn der Herzog, der Goethe auch zum Freund wurde.- Da Goethe bis zu seinem Tod in Weimar lebte, verwundert es nicht, dass ihm 1949 zu seinem 200. Geburtstag in Weimar eine besondere philatelistische Ehrung in Form des hier abgebildeten Briefmarkenblocks zuteilwurde:
1949 Goethe                         
Anders als die „Bizone“, die Französische Zone und Westberlin, die aus diesem Anlass je einen Satz mit 3 Briefmarken verausgabten, gab sich die Sowjetische Besatzungszone, im Westen abfällig „SBZ“ oder „Ostzone“ genannt, als Vorläufer der DDR deutlich „spendabler“, denn neben einem Sondermarkensatz mit 5 Briefmarken erschien am 22.8.1949 der hier abgebildete Markenblock in einer Auflage von nur 150.000 Exemplaren. Die dunkelviolettblaue Blockmarke nach einem Kreideportrait des Dichterfürsten von Julius Sebbers aus dem Jahre 1826 zeigt den alten Goethe nach links im Profil zwischen den vertikalen Randinschriften „Deutsche Post“ sowie „Goethe 1749•1949“. Der Block kostete am Schalter 5 Mark, wobei die Marke nur einen Frankaturwert von 50 Pfennig besaß, aber einen Zuschlag von 4,50 Mark auswies, der laut Blockinschrift der Wiederherstellung der „Goethe-Stadt Weimar“ zufloss. Unter der Marke finden wir Goethes komplette Unterschrift als Reproduktion. Der Block ist mit dem Weimarer Geburtstagssonderstempel vom 28.8.1949 sehr sauber entwertet.- Goethe hatte übrigens in Weimar im Oktober 1808 zwei Unterredungen mit Napoleon, der sich als junger Leutnant für „Die Leiden des jungen Werther“ begeistert hatte und Goethe 1808 das Ritterkreuz der Ehrenlegion verlieh. Auf diese Ehrung durch „seinen“ Kaiser blieb Goethe zeitlebens stolz. Sein 275. Geburtstag ist am 28.8.2024.

Wer die Begriffskombination „Heinrich Heine, Karlsruhe“ googelt, stößt zunächst auf das Versandunternehmen „Heinrich Heine GmbH“, ebenso auf den „Heinrich-Heine-Ring“, benannt nach dem berühmten Dichter, Schriftsteller und Journalisten Heinrich Heine (13.12.1797-17.2.1856), der sich jedoch nie in Karlsruhe aufhielt. Als „Harry Heine“ in Düsseldorf als ältestes Kind von Samson und Betty Heine geboren war er zunächst, unterstützt von seinem Onkel Salomon Heine, für den Beruf eines Bankiers bestimmt, scheiterte damit aber, genauso mit seinem Versuch als Kaufmann. Schließlich studierte er Jura und bestand 1825 in Göttingen das Examen und die Promotion. Um seine beruflichen Chancen zu verbessern, konvertierte er vom Judentum zum evangelisch-lutherischen Christentum. Doch erkannte er schnell, dass die „Juristerei“ ihm auch nicht lag, und so intensivierte er seine bisherige Tätigkeit als Dichter und Schriftsteller, die er zum Beruf machte, was sein Onkel Salomon mit „Hätte er was Rechtes gelernt, müsste er nicht Bücher schreiben“ kommentierte. Doch reüssierte der Neffe ab den 1820er Jahren mit Gedichten und Reisebildern sowie als Zeitungsredakteur. Bereits 1820 hatte er die Ballade „Belsazar“ geschrieben („Die Mitternacht zog näher schon; in stummer Ruh‘ lag Babylon…“), in der König Belsazar nach seiner Gotteslästerung „Jehovah! Dir künd‘ ich auf ewig Hohn- Ich bin der König von Babylon“ und einer „Flammenschrift an der Wand“ getötet wird. 1824 entstand das „Lied von der Loreley“ („Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin…“). Doch keines dieser berühmten Gedichte Heines, der ab 1831 -überdrüssig geworden von der preußischen Zensur und Publikationsverboten- fast ausschließlich in Paris lebte, wurde von der Post der DDR 1972 anlässlich Heines 175. Geburtstags aufgegriffen, wie der hier abgebildete Eilbotenbrief dokumentiert:
1972 Heine Die DDR ehrte Heine 1972 nicht wie die Deutsche Bundespost mit einer -zudem optisch wenig ansprechenden- Einzelmarke, sondern mit einem schön gestalteten Markenblock. Die Blockmarke zu 1 Mark zeigt einen Ausschnitt des 1831 entstandenen Portraits Heines von Moritz David Oppenheim mit dem schlichten Randtext „Heinrich Heine, 175. Geburtstag, DDR, 1 M“. Umso aufwendiger ist der Blockrand gestaltet, der den Namen und die Lebensdaten in kunstvoller Schrift wiedergibt. Am unteren Rand befindet sich als Autograph, also in der Handschrift Heines der Anfang des Gedichts „Hymnus“, das wohl als Ausdruck seiner Begeisterung für die Pariser Revolution von 1830 entstand: „Ich bin das Schwert, ich bin die Flamme.“ Der komplette Block bildet die Frankatur eines seinerzeitigen Eilbotenbriefs („Eilsendung Exprès“), der in Leipzig am 16.12.1972 von der Post abgestempelt wurde und an eine Empfängerin in Karlsruhe gerichtet war, bei der er am 18.12.1972 ankam. - Heine, seit 1848 vermutlich an Multipler Sklerose leidend, war in seinen letzten Jahren weitgehend bettlägerig, weshalb er von seiner „Matratzengruft“ sprach. Er starb am 17.2.1856 und ruht auf dem Montmartre-Friedhof in Paris.

Friedrich Schiller (10.11.1759-9.5.1805) zählt zu Recht zu den großen deutschen „Klassikern“. Sein Name wird -stets jedoch an 2. Stelle- in der literarischen Paarung „Goethe und Schiller“ genannt, was zum einen an deren gleich großen Berühmtheit liegt, zum anderen daran, dass beide in Weimar lebten und starben und vor dem dortigen Deutschen Nationaltheater Hand in Hand im „Goethe-Schiller-Denkmal“ vereint stehen. Schiller, im schwäbischen Marbach geboren, wurde nach seiner Promotion auf dem Gebiet der Medizin zunächst Militärarzt („Regimentsmedicus“), schrieb aber bereits sein erstes Drama „Die Räuber“, ein Werk der Aufklärung, des „Sturm und Drang“ und der Auflehnung gegen Fürstenwillkür, was Schillers Landesherrn Herzog Karl Eugen von Württemberg mißfiel. Nach der Mannheimer Uraufführung 1782 floh Schiller zunächst nach Thüringen, um aber bereits 1783 als Theaterdichter nach Mannheim zurückzukehren. 1787 reiste er nach Weimar. Ab 1789 war er Professor in Jena und lehrte dort Geschichte. Ende 1799 zog er nach Weimar und wurde dort 1802 zu „Friedrich von Schiller“ geadelt. Seine Weimarer Jahre, auch geprägt von unzähligen Gesprächen mit seinem Freund Goethe, wurden zu Schillers fruchtbarsten Jahren, schrieb er doch dort die meisten seiner berühmten Gedichte und Dramen, die bis heute den Deutschunterricht mit prägen.- Da Schiller 1805 in Weimar starb und in der Fürstengruft bestattet wurde, fiel die philatelistische Ehrung 1955 zu seinem 150. Todestag in der DDR besonders „üppig“ aus, wie das hier abgebildete Einschreiben belegt:
1955 Schiller DDR              
Die DDR verausgabte 1955 für Schiller 3 Gedenkmarken mit unterschiedlichen Büsten dieses grandiosen Poeten, nämlich die 5 Pfennig schwärzlichgraugrün, die 10 Pf dunkelblau sowie die 20 Pf schwärzlichsiena, die als normale Schalterbogenmarken auf den Postämtern verkauft wurden. Zusätzlich ehrte die Post Schiller mit einem Gedenkblock, der die gleichen 3 Marken, jedoch unperforiert vereint, so dass sie mit der Schere aus dem Block hätten herausgetrennt werden müssen, was jedoch so gut wie nie vorkam, kostete der Block mit insgesamt 50 Pf doch 15 Pf mehr als die Summe der Frankaturwerte der Einzelmarken. Unter der Überschrift „SCHILLER-JAHR 1955“ am oberen Blockrand wird über der Angabe des Verkaufspreises -vielleicht auch vor dem Hintergrund der damaligen Teilung Deutschlands- der Anfang des berühmten „Rütlischwurs“ aus Schillers letztem vollendeten Schauspiel „Wilhelm Tell“ zitiert: „Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern“. Der Block war auf obigem Einschreibecouvert Bestandteil der Gesamtfrankatur und wurde um 2 Dauermarken zu 15 Pf sowie 20 auf 24 Pf ergänzt. Alle Marken sind mit dem wunderschönen Sonderstempel „WEIMAR DEUTSCHE SCHILLER-EHRUNG“ vom 23.5.1955 vorbildlich akkurat entwertet. Absender war Curt Cruse aus Leipzig, der den Umschlag ins bundesdeutsche Kempten im Allgäu richtete. So „machte“ unser „schillerndes Einschreiben“ aus der DDR zum „Klassenfeind“ im Westen „rüber“ und kam am 25.5.1955 in Kempten an.

Seite 1 von 18
free joomla templatesjoomla templates
2024  Briefmarkensammler-Verein e.V. Ettlingen