1913: 300 Jahre Haus Romanow in Russland

1913: 300 Jahre Haus Romanow in Russland

Im Februar 1613 wählten die versammelten russischen Bojaren den 16-jährigen und praktisch unbekannten Michail Romanow zum neuen Zaren. Damit ging in Russland nach jahrelangem Bürgerkrieg die „Zeit der Wirren“ (russisch: Smutnoje wremja) zu Ende. Der junge Michail erfuhr von seiner Wahl im Ipatjew-Kloster in der Nähe von Kostroma. Niemand hätte gedacht, dass er der Gründer einer jahrhundertealten Dynastie werden würde. Das Haus Romanow brachte in den folgenden Jahrhunderten so bedeutende Herrscher wie Peter den Großen oder – durch Vermählung mit dem späteren Peter III.- Katharina die Große hervor.

Im Jahre 1913 feierte das Herrscherhaus unter Nikolaus II. (reg. 1894-1917) das 300-jährige Bestehen der Dynastie. Aus diesem Anlass erschien ein aus 17 Marken bestehender Gedenkmarkensatz. Er zeigte u. a. Portraits der wichtigsten Romanow-Zaren. Nikolaus II. war auf den Standardmarken zu 7 und 10 Kopeken sowie auf dem Höchstwert von 5 Rubel abgebildet.

Russland unterhielt aber auch Auslandspostämter, so auch im osmanischen Konstantinopel (heute: Istanbul, Türkei). 15 Marken der Jubiläumsausgabe wurden zu diesem Zweck in lateinischer Schrift waagrecht mit einer Wertangabe in türkischer Währung überdruckt, so die 5 Rubel-Marke mit dem französischsprachigen Aufdruck „50 Piastres“.

Der nachstehende von Konstantinopel nach Berlin gerichtete Brief zeigt diese mit Überdruck versehene 5 Rubel-Briefmarke mit dem Abbild von Nikolaus II.:

10 mit rand

Die Einzelfrankatur befindet sich auf einem adressmäßig vorbereiteten Brief und wurde als Einschreiben in Konstantinopel zur Post gegeben. Die Marke ist durch einen sauberen gut lesbaren Stempel, der ein weiteres Mal links neben der Marke auf dem Brief abgeschlagen ist, abgestempelt. In kyrillischer Schrift ist oben die Ortsangabe zu lesen, unten der russische Begriff für „Postbüro“ (Potschtowaja kontora). Ferner findet sich das Buchstabenkürzel: ROPiT, was für „Russisch-Ottomanische Post und Telegraphie“ steht. Hervorragend lesbar ist auch das Stempeldatum 21.03.1914. Anders als bei in Russland verwendete Marken ist dies –wie Vergleichsstücke zeigen- eine Datierung nach westlichem, nicht nach russischem Kalender. Leider findet sich auf dem wunderbar erhaltenen Brief kein Ankunftsstempel. Anhand von Vergleichsstücken dürfte die Beförderung mit der Eisenbahn (Orient-Express) nach Berlin aber nur drei Tage gedauert haben. Allerdings ist aufgrund des fehlenden Ankunftsstempels anzunehmen, dass der Brief bei der Post nur gefälligkeitshalber zu Sammlerzwecken abgestempelt und dem Empfänger sogleich wieder ausgehändigt wurde. Dafür spricht auch das Fehlen des üblichen, mit Einschreibenummer versehenen französischsprachigen Aufklebers ,,Poste Russe Constantinople recommandée“.

Nur vier Jahre nach Verausgabung der Romanow-Marken endete das russische Zarenreich mit der Abdankung von Nikolaus II. im März 1917. Im Juli 1918 wurden Nikolaus, seine Frau und ihre fünf Kinder in Jekaterinburg im Ipatjew-Haus ermordet. So endete mit dem Namen „Ipatjew“ die Romanow-Dynastie, die mit diesem Namen im Jahr 1613 begonnen hatte.

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