Bayern 1858-1862: „Blauer B(l)ock und Bavaria Blu(e)“

Googelt man „Blauer Block“, stößt man auf Schreibblöcke mit blauem Cover und auf „Blauer Bock“ als Name eines Hotels in München, eines Plattenbaus in Magdeburg oder auf die bis 1987 ausgestrahlte legendäre Unterhaltungssendung des Hessischen Rundfunks „Zum Blauen Bock“ mit Heinz Schenk und Lia Wöhr. Uns geht es aber hier nicht um Hotel, Plattenbau, „Bembel“ oder „Äppelwoi“, sondern um einen blauen Viererblock bayerischer Briefmarken. Bekanntlich wurde mit dem „Schwarzen Einser“ am 1.11.1849 die erste deutsche Briefmarke in Bayern verausgabt, wobei diese schwarze 1 Kreuzer-Marke bereits 11 Monate später durch die motivgleiche 1 Kr rotkarmin ersetzt wurde, weil man auf ihr den schwarzen Entwertungsstempel besser als auf einer schwarzen Marke erkennen konnte, weshalb es übrigens schon 1841 in Großbritannien aus dem gleichen Grund zur Ausgabe der „Penny Rose“ als Nachfolgerin der „Penny Black“ gekommen war. Die Nr. 2 Bayerns im Michel-Katalog ist der Wert zu 3 Kreuzer blau, der in leicht geänderten Blautönen bis zum Ende der sog. „Quadratausgaben“ 1862 immer wieder aufgelegt wurde. Die blaue Farbe auf dem weißen Papier erinnert dabei natürlich an die bayerischen Landesfarben, so dass wir es quasi mit einem „Bavaria Blue“ als Farbton zu tun haben, freilich heller als das Blau des bekannten „Bavaria blu“-Weichkäses. Einen der seltenen Viererblocks der 3 Kreuzer blau präsentieren wir hier:


1858 1862 Bayern
Das Motiv aller bayerischen Quadratausgaben ist weder ein Monarchenkopf noch das Landeswappen, sondern wie bei den ersten Markenausgaben Badens, Württembergs und der Thurn- und Taxis-Marken der jeweilige Frankaturwert als Zahl, hier somit die „3“ mit individueller vermeintlich fälschungssicherer Ornamentik, umgeben von den Wörtern „BAYERN FRANCO DREI KREUZER“ und kleinen „3ern“ in allen 4 Markenecken. Der vom Verbandsprüfer Peter Sem als „echt und nicht repariert“ begutachtete Block ist voll- bis breitrandig geschnitten und nur oben rechts im Schnitt leicht berührt, wobei die komplette vertikale Bogenschnittlinie rechts noch vorhanden ist. Die lediglich rückseitig unauffällige Mängel aufweisenden farbfrischen Blockmarken sind sauber und einzeln mit je einem sog. offenen Mühlradstempel mit der Nummer „37“ (= Bayreuth) entwertet und entstammen den letzten Auflagen von 1858-1862 mit der Druckplatte 5. Die Seltenheit eines solchen Viererblocks kommt auch in der Katalogbewertung deutlich zum Ausdruck, denn der Michel-Katalog bewertet einen Viererblock mit dem 450fachen des Werts einer Einzelmarke. Der Block stellt also wertmäßig -folgt man der Jägersprache- einen durchaus „kapitalen Bock“ dar, der freilich nicht „geschossen“, sondern -ohne „Fehlschuss“- auf einer Auktion erworben wurde und in seiner wunderschönen „Bavaria Blue“-Farbe eine Zierde einer jeden Bayern-Sammlung bedeutet.

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