Bremen 1866: „Schöne Konsul-Post“

Wer vom 2023 verstorbenen „schönen Konsul“ und Titelhändler Hans-Hermann Weyer (1938-2023) Post erhielt, der konnte sich meist über ein von ihm vermitteltes Honorarkonsulat oder eine von Weyer eingefädelte Adoption durch einen verarmten Adligen freuen, wofür sich der „schöne Konsul“ jeweils eine stattliche Provision zahlen ließ und nach eigenen Angaben 2019 ein Vermögen im Wert von 450 Mio EUR besaß. Ein auch sehr vermögender, aber wohl deutlich seriöserer Konsul und Geschäftsmann mit den gleichen Vornamensinitialen und dem phonetisch fast gleichen Nachnamen war Mitte des 19. Jahrhunderts Hermann Heinrich Meier (16.10.1809-17.11.1898), der zunächst in Bremen eine kaufmännische Ausbildung im väterlichen Geschäft „H.H.Meier & Co.“ genoss, bevor er es nach längerem Aufenthalt in den USA zum sehr erfolgreichen Kaufmann brachte, der sich schließlich an den Gründungen der Bremer Bank und Bremer Börse beteiligte und 1857 Mitbegründer des Norddeutschen Lloyds wurde. Zudem betätigte er sich seit 1849 in der Bremischen Bürgerschaft und war seit 1847 schwedisch-norwegischer Konsul.- Das Bremer Stammhaus „H.H.Meier & Co.“ führte eine umfangreiche Korrespondenz mit seinen Handelspartnern, zu denen auch die in Bremerhaven ansässige Spedition „P.H.Ulrichs & Co.“ zählte. Eine Faltbriefhülle aus dieser Korrespondenz aus dem Jahre 1866 möchten wir im Folgenden näher betrachten:

1866 Bremen
Bremen verausgabte als Freie Hansestadt mit seinen beiden Exklaven Vegesack und Bremerhaven zwischen 1855 und 1867 bis zur Gründung des Norddeutschen Postbezirks seine eigenen Briefmarken in der lokalen Währung des „Bremer Thalers“ (= 3,32 Mark) zu 72 „Grote“. Das nahezu taufrisch erhaltene Poststück ist demgemäß mit der bremischen 3 Grote schwarz auf blaugrau frankiert, die Anfang 1864 verausgabt wurde und als Vorstufe gezähnter Ausgaben „durchstochen“ ist und somit ohne Schere aus dem Markenbogen getrennt werden konnte. Die Frankatur zu 3 Gr entspricht dem bis Ende 1866 geltenden Tarif für Briefe mit einem Gewicht von bis zu 1 Loth (= 16 2/3 g) zwischen Bremen und Bremerhaven. Die sehr farbfrische und gut zentrierte Marke mit dem Wappenschild unter einer Krone ist bis auf einen leichten Briefbug tadellos erhalten und fast diagonal mit dem zweizeiligen Rahmenstempel „BREMEN 25 1*4-5“ (= 25.1.[1866], 4-5 Uhr) sauber entwertet, der zusätzlich links fast briefmittig glasklar abgeschlagen ist. Der ovale Absender-Firmenstempel „H.H.Meier & Co. BREMEN“ sowie die besonders schöne handschriftliche Adressierung im Zusammenspiel mit Marke und Poststempeln verleihen der Vorderseite eine fast makellose Schönheit. Auf der Rückseite des im „Bremer Archiv“ des Prüfers und Bremen-Spezialisten Till Neumann unter Archiv Nr. 6-63 registrierten Briefs (insgesamt sind nur 95 Briefe mit der Michel-Nr. 6 bekannt) befindet sich der Ankunftsstempel „BREMERHAVEN 25.1. [1866]“ sowie der handschriftliche Vermerk des Empfänger, wonach er die schöne Konsul-Post bereits am Folgetag beantwortete.- Hermann Heinrich Meier wurde übrigens 1960 eine besondere Ehrung zuteil, indem der Seenotkreuzer „H.H.Meier“ nach ihm benannt wurde.

free joomla templatesjoomla templates
2024  Briefmarkensammler-Verein e.V. Ettlingen