DDR 1955: „Schillerndes Einschreiben“

Friedrich Schiller (10.11.1759-9.5.1805) zählt zu Recht zu den großen deutschen „Klassikern“. Sein Name wird -stets jedoch an 2. Stelle- in der literarischen Paarung „Goethe und Schiller“ genannt, was zum einen an deren gleich großen Berühmtheit liegt, zum anderen daran, dass beide in Weimar lebten und starben und vor dem dortigen Deutschen Nationaltheater Hand in Hand im „Goethe-Schiller-Denkmal“ vereint stehen. Schiller, im schwäbischen Marbach geboren, wurde nach seiner Promotion auf dem Gebiet der Medizin zunächst Militärarzt („Regimentsmedicus“), schrieb aber bereits sein erstes Drama „Die Räuber“, ein Werk der Aufklärung, des „Sturm und Drang“ und der Auflehnung gegen Fürstenwillkür, was Schillers Landesherrn Herzog Karl Eugen von Württemberg mißfiel. Nach der Mannheimer Uraufführung 1782 floh Schiller zunächst nach Thüringen, um aber bereits 1783 als Theaterdichter nach Mannheim zurückzukehren. 1787 reiste er nach Weimar. Ab 1789 war er Professor in Jena und lehrte dort Geschichte. Ende 1799 zog er nach Weimar und wurde dort 1802 zu „Friedrich von Schiller“ geadelt. Seine Weimarer Jahre, auch geprägt von unzähligen Gesprächen mit seinem Freund Goethe, wurden zu Schillers fruchtbarsten Jahren, schrieb er doch dort die meisten seiner berühmten Gedichte und Dramen, die bis heute den Deutschunterricht mit prägen.- Da Schiller 1805 in Weimar starb und in der Fürstengruft bestattet wurde, fiel die philatelistische Ehrung 1955 zu seinem 150. Todestag in der DDR besonders „üppig“ aus, wie das hier abgebildete Einschreiben belegt:
1955 Schiller DDR              
Die DDR verausgabte 1955 für Schiller 3 Gedenkmarken mit unterschiedlichen Büsten dieses grandiosen Poeten, nämlich die 5 Pfennig schwärzlichgraugrün, die 10 Pf dunkelblau sowie die 20 Pf schwärzlichsiena, die als normale Schalterbogenmarken auf den Postämtern verkauft wurden. Zusätzlich ehrte die Post Schiller mit einem Gedenkblock, der die gleichen 3 Marken, jedoch unperforiert vereint, so dass sie mit der Schere aus dem Block hätten herausgetrennt werden müssen, was jedoch so gut wie nie vorkam, kostete der Block mit insgesamt 50 Pf doch 15 Pf mehr als die Summe der Frankaturwerte der Einzelmarken. Unter der Überschrift „SCHILLER-JAHR 1955“ am oberen Blockrand wird über der Angabe des Verkaufspreises -vielleicht auch vor dem Hintergrund der damaligen Teilung Deutschlands- der Anfang des berühmten „Rütlischwurs“ aus Schillers letztem vollendeten Schauspiel „Wilhelm Tell“ zitiert: „Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern“. Der Block war auf obigem Einschreibecouvert Bestandteil der Gesamtfrankatur und wurde um 2 Dauermarken zu 15 Pf sowie 20 auf 24 Pf ergänzt. Alle Marken sind mit dem wunderschönen Sonderstempel „WEIMAR DEUTSCHE SCHILLER-EHRUNG“ vom 23.5.1955 vorbildlich akkurat entwertet. Absender war Curt Cruse aus Leipzig, der den Umschlag ins bundesdeutsche Kempten im Allgäu richtete. So „machte“ unser „schillerndes Einschreiben“ aus der DDR zum „Klassenfeind“ im Westen „rüber“ und kam am 25.5.1955 in Kempten an.

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