Dass Griechenland mit seinen vielen Inseln schon von der Antike an zwangsläufig eine Seefahrernation wurde, veranschaulichen z.B. die kupfernen griechischen Cent-Münzen mit der Darstellung von 3 Schiffen in Form eines antiken Ruderschiffs, über ein Segelschiff bis hin zum Öltanker. Schon 480 v.Chr. mussten sich die Griechen gegen die persische Invasion gemäß dem Rat des Themistokles auf die „hölzernen Mauern“ ihrer Schiffe verlassen, was zum großen Sieg in der Seeschlacht vor Salamis führte. Aber auch im griechischen Freiheitskampf gegen die Türken sollte eine Seeschlacht kriegsentscheidend sein: In der Seeschlacht bei Navarino (nahe Pylos) schlug am 20.10.1827 die aus englischen, französischen und russischen Schiffen bestehende alliierte Flotte als Verbündete der aufständischen Griechen ein Geschwader von türkischen und ägyptischen Schiffen vernichtend. Allerdings konzentrierte sich Griechenland nach seiner gewonnenen Selbständigkeit auf den Aufbau einer großen Handelsflotte, während die griechische Kriegsmarine heute keine große Bedeutung besitzt. Das 20. Jahrhundert wurde zudem schon bald nach seinem Beginn zum Jahrhundert der Luftfahrt, und auch Griechenland konnte sich der aufkommenden „Fliegerei“ nicht entziehen, zumal mit Dädalus und Ikarus die ersten „Flieger“ der Sage nach Griechen waren. Schon in den 1920er Jahren war die private Luftfahrtgesellschaft IKAROS gegründet worden, was 1926 zum Druck der ersten griechischen Flugpostmarken führte, die auf nachstehend abgebildetem Umschlag mit Reminiszenzen an das Segelschiffszeitalter kombiniert sind:
Das 12,5 cm hohe und 15,5 cm lange Couvert ist mit allen 4 am 21.10.1926 verausgabten sog. „Halbamtlichen Flugpostmarken“ frankiert, die jeweils ein Doppelrumpf-Flugboot des italienischen Typs Savoia-Marchetti S-55 vor verschiedenen Hintergrundkulissen, darunter der Akropolis, zeigen. Mit solchen Flugbooten unternahm übrigens Italo Balbo 1933 seinen legendären Geschwaderflug für Italien nach und von Chicago. Die großflächigen Marken umfassen die Wertstufen von 2, 3, 5 und 10 Drachmen und sind -wenn auch auffällig blass- mehrfarbig gestaltet. Zu diesen bereits 20 Drachmen Porto kamen noch 4 Überdruckmarken des Jahres 1932 hinzu, nämlich die 2 Drachmen auf 3 Dr dunkelblau mit dem Verteidiger der Akropolis 1826 General Fabvier und zweimal die 2 Dr auf 5 Dr braun/grau mit dem englischen Admiral Codrington sowie die 1,50 Dr auf 5 Dr blau/grau mit dem französischen Vizeadmiral de Rigny, die bei Navarino 1827 gesiegt hatten. Alle Marken sind mit dem Athener Flugpoststempel vom 14.11.1932 entwertet, doch wurde der Einschreibe-Brief nur bis Patras per Luftpost befördert, wo er am Folgetag eintraf. Von dort ging es dann zu Schiff und per Bahn wohl via Brindisi und einem Hafen der Kanalküste zum Empfänger nach „Cardiff, England“, der Hauptstadt von Wales. Leider fehlt ein britischer Ankunftsstempel, was jedoch das schöne Gesamtbild dieser nicht alltäglichen Frankatur nicht schmälert