Spanien 1850/51: Die Spinnen der Königin

Anfang Januar 1850 erschienen Spaniens erste Briefmarken, damit ein Jahr später als in Frankreich oder Belgien, jedoch ein Jahr früher als in Baden oder Württemberg. Die Marken zeigten in unterschiedlichen Farben je nach Wertstufen das Portrait der damals gerade 19 Jahre alt gewordenen Bourbonen-Königin Isabella II., der Ur-Ur-Ur-Großmutter von König Felipe VI.. Ihr Vater, Ferdinand VII., der keinen Sohn hatte, hatte für sie speziell die Thronfolge geändert, so dass sie nach dessen Tod bereits 1833 mit 3 Jahren spanische Königin geworden war, allerdings unter der Regentschaft ihrer Mutter. Jahrelang machte ihr Onkel (Carlos) ihr den Thron streitig (Karlistenkriege), bevor ihre Regierung die Oberhand behielt.

Die frühen Briefmarken Spaniens tragen, wie damals in vielen Ländern üblich, keinen Landesnamen. Der Kopf des Monarchen genügte als „Markenzeichen“. Im Folgenden zeigen wir exemplarisch drei spanische Marken aus den Jahren 1850/51:

bild 31

Oben ist ein sehr schönes Paar der 6 Reales hellblau von 1850 zu sehen. Die Marken sind allseits gut- bis breitrandig geschnitten, außerordentlich farbfrisch und wunderschön mit den damals üblichen schwarzen Spinnenstempeln (matasellos de araña negra) entwertet. Das kleeblattförmige Mittelstück wies eine große Freifläche aus; die vier „Spinnenbeine“ ähnelten Pfeilspitzen. Der Postbeamte sollte die Marken möglichst so abstempeln, dass das Gesicht der Königin nicht überstempelt wurde. Das ist bei der rechten Briefmarke des Paares gut gelungen. Bei der linken Marke ist der Stempel ganz gerade und damit besonders schön aufgesetzt. Die „Spinnen“ am Kopf stören Königin Isabella jedoch nicht. Sie schaut ungerührt und majestätisch nach rechts.

Im Gegensatz zu anderen Ländern, deren erste Marken erst nach Jahren ersetzt wurden, verausgabte Spanien jedes Jahr bis 1856 eine neue Serie mit geändertem Portrait Isabellas, somit auch 1851. Zwei Marken dieser Ausgabe sind hier ebenfalls abgebildet, so die sehr häufig vorkommende schwarze 6 Cuartos mit sehr schön erkennbarem Markenbild, aber auch Spaniens berühmteste Briefmarke: Obwohl es ab 1851 in der Serie immer auch einen Wert zu 2 Reales gab, verstehen die Philatelisten unter einer „Dos Reales“ die orange-rote Marke von 1851, die wegen ihrer Seltenheit und Farbe gerne mit der 1849 erschienenen französischen 1 Franc Vermillon verglichen wird. Unsere Dos Reales-Marke ist zwar nicht sehr schön gestempelt, dafür aber allseits breitrandig geschnitten und nur geringfügig mit kleineren Mängeln im Randbereich und kaum wahrnehmbaren Bugspuren behaftet.

Wie sich Königin Isabellas Regentschaft weiter entwickelte, schildern wir in einem gesonderten Artikel.

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