„looking lazy to the sea/ There‘s a Burma girl a-setting, and I know she thinks of me;/ For the wind is in the palm-trees, and the temple-bells they say:/ „Come you back, you British soldier, come you back to Mandalay!“ Mit diesen Versen beginnt das 1890 entstandene Gedicht „Mandalay“ (auch unter „Road to Mandalay“ bekannt) von Rudyard Kipling (1865-1936; Autor des „Dschungelbuchs“), das die britische Kolonialherrschaft über Burma glorifiziert, aber heute gerade in Burma/Myanmar u.a. wegen seiner herablassend/blasphemischen Bemerkung über eine Buddhafigur („Blooming idol made of mud“) nur ungern Erwähnung findet, während es hingegen noch mancher Schüler in Deutschland im Englisch-Unterricht Anfang der 60er Jahre auswendig lernen musste. Dabei kann man noch heute viele Dinge, die in Kiplings Gedicht angesprochen werden, in Burma/Myanmar antreffen, ob manch‘ altes Flussschiff („Where the old flotilla lay“), unzählige „Tempelglöckchen“ in jeder Pagode, tiefgläubige Buddhaverehrung im sog. „Lieblingsland Buddhas“ und sogar gelegentlich eine eine Zigarre rauchende Burmesin („smoking of a whacking white cheroot“). Bereits im 1. Britisch-Burmesischen Krieg (1824-1826) eroberten die Briten die Küstenregionen, bevor auch das restliche Burma 1885 vollständig von Großbritannien unterworfen und Britisch-Indien angeschlossen wurde. Die Küstenstadt Moulmein, heute unter dem Namen Mawlamyaing mit 300.000 Einwohnern nach Rangoon/Yangon und Mandalay eine der größten Städte des Landes, fiel schon 1826 an die Briten. Die Zeit der britischen Herrschaft in Moulmein belegt postalisch der hier abgebildete Umschlag aus dem Jahre 1877:
Das leicht gebräunte Couvert ist mit zwei Briefmarken von Britisch-Indien frankiert. Es handelt sich hierbei um die 1 Anna Braun sowie die 4 A grün, die beide den Portraitkopf der damaligen britischen Königin Victoria (24.5.1819-22.1.1901; reg. seit 1837) im Medaillon zeigen. Die legendäre Queen hatte auf Betreiben ihres Premierministers Benjamin Disraeli ein Jahr zuvor eine „Rangerhöhung erfahren, indem sie zur „Empress of India“ proklamiert wurde und damit in Europa wie der deutsche Kaiser Wilhelm I., der österreichische Kaiser Franz Joseph I. und Zar Alexander II. von Russland als par inter pares endlich ebenfalls einen Kaisertitel vorweisen konnte. Die Marken sind duplexmäßig mit einem „B 8“- Balkenstempel sowie dem Ortsstempel Moulmeins vom 24.7.(1877) ungewöhnlich klar entwertet. Das Poststück war in das spanische Cádiz gerichtet und nahm den Weg über Calcutta (rückseitiger Transitstempel vom 31.7.) und den Suez-Kanal zunächst zum britischen Stützpunkt Gibraltar, wo es am 29.8.1877 ankam und noch am gleichen Tag das nahe gelegene Cádiz erreichte. - Mandalay sah unser insgesamt sehr gut erhaltener Brief zwar nicht, aber so mancher dort stationierte britische Soldat folgte nach einem Heimaturlaub bis zur Unabhängigkeit Burmas Anfang 1948 dem Ruf der Tempelglöckchen: „Come you back, you British soldier, come you back to Mandalay!“