Sri Lanka, so seit 1972 der Name Ceylons, war bis vor wenigen Jahren ein auch bei vielen Deutschen beliebtes Urlaubsziel, doch erlebte der Inselstaat im Jahre 2022 die schwerste Wirtschaftskrise seit der 1948 errungenen Unabhängigkeit. „Sri Lanka am Rande des Abgrunds“ überschrieb der ORF einen Bericht vom 31.5.2022, wonach es u.a. an Lebensmitteln, Treibstoff und am Geld, auch für den Import wichtiger Medikamente mangele. Mehrfache gewaltsame Ausschreitungen wütender Bürger wurden von der Regierung mit Knüppeln, Tränengas sowie Strom- und Ausgangssperren beantwortet. Das Land ist mittlerweile bankrott, der Tourismus als wichtige Einnahmequelle liegt am Boden, auch als Folge der weltweiten Corona-Pandemie.- Unter der britischen Kolonialherrschaft, die von 1796 bis Anfang 1948 dauerte, war zwar nicht alles, aber in Anbetracht der derzeitigen Situation sicherlich einiges besser, wenngleich die Briten zwischen 1815 und 1818 mehrere Aufstände niederschlugen. Sie schufen in der Folgezeit jedoch eine Infrastruktur nach europäischem Vorbild und begründeten zunächst den Kaffeeanbau. Ab 1860 wurden jedoch viele Teeplantagen angelegt, die Ceylons Ruf als Teeparadies bis heute begründen. Aus dieser Zeit stammt der hier abgebildete Umschlag, der 1860 seinen Weg von Ceylon nach London nahm:
Das leicht altersgebräunte, bis auf leichte Randläsuren tadellos erhaltene Couvert ist mit der 1 Shilling hellviolett frankiert, die zur 1857-1859 erschienenen ersten Markenausgabe zählt, die die britische Kolonialpostverwaltung Ceylons verausgabte. Das Motiv besteht wie bei fast allen damaligen Briefmarken im British Empire aus dem jugendlichen Portraitkopf Queen Victorias (24.5.1819-22.1.1901; reg. seit 1837), lediglich ergänzt durch die Wörter „Ceylon, Postage“ und die Wertangabe „One Shilling“ sowie die Ziffer „1“ in den oberen Markenecken. Die farbfrische Marke besitzt an 3 Seiten gleichmäßig breit geschnittene Ränder und ist lediglich rechts unten knapp geschnitten, aber noch vollrandig. Die Abstempelung besteht aus dem damals gebräuchlichen schwarzen Barrenstempel; jedoch befindet sich rückseitig der leuchtend-rote Ortsstempel „Colombo, Post Paid“ vom 27.6.1860. Empfänger dieses Briefs der 2. Gewichtsstufe war „Philip James Green, 6 Great St. Helens, Bishopsgate Street, London“. „Via Marseille“ traf der optisch sehr ansprechende Beleg, im Auktionskatalog von 2022 als „a delightful and scarce cover“ beschrieben, am 6.8.1860 in London ein, wie der vorderseitige rote Ankunftsstempel belegt. Bis 1983 befand sich der Brief in der Sammlung des Ceylon-Philatelisten und Spezialprüfers Patrick C. Pearson, und es ist davon auszugehen, dass sowohl der Absender wie auch die Herren Green und Pearson einer „British Tea Time“ gegenüber dem heutigen Chaos auf Ceylon/Sri Lanka klar den Vorzug geben würden und in ihrem Leben die eine oder andere Tasse Ceylon-Tee genüsslich tranken.