Sonntag, 13 September 2020 19:57

1872 „Innerindischer Handel“?

Als Christoph Kolumbus 1492 auf der Suche eines westlichen Seewegs nach Indien meinte, in der Karibik „fündig“ geworden zu sein, wähnte er sich in Indien, weshalb man seitdem diese Region „Westindien“ bzw. „The West Indies“ nennt. Dass er in Wahrheit den amerikanischen Kontinent neu entdeckt, und dieser nichts mit Indien zu tun hatte, sollte sich erst Jahre später erweisen. Der Begriff „Ostindien“ für den indischen Subkontinent kam als historische Bezeichnung und als Gegensatz zu „Westindien“ erst später auf, wurde aber durch die nach ihm benannten diversen Ostindischen Kompanien, vor allem der Niederlande und der Briten, bekannt. Ab der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts gewannen die Briten die Vorherrschaft über Indien, und ab 1858 wurde Britisch-Indien Kronkolonie. Bombay, Madras, Calcutta und später Delhi sollten die wichtigsten britischen Handels- und Verwaltungszentren werden, wobei Bombay erster Anlaufhafen für alle Schiffe von und nach Europa war, um so mehr, als der Suezkanal ab 1869 eine direkte Verbindung mit dem Mittelmeer ermöglichte. Knapp 3 Jahre später verließ der hier abgebildete Geschäftsbrief aus dem Jahre 1872 den Hafen von Bombay, um in die USA nach New York befördert zu werden:
5 1872 Indien             

Die sehr gut erhaltene Faltbriefhülle wirkt -von geringfügigen Beförderungsspuren und zwei senkrechten Registraturbügen abgesehen, von denen einer leider durch die am rechten Rand befindliche Marke verläuft- insgesamt sehr frisch, so dass man ihr das stolze Alter von rund 150 Jahren gar nicht ansehen würde, gäbe es nicht die zeitgenössische Frankatur und die Stempeldaten. Das Poststück ist mit drei farbfrischen Briefmarken der damaligen recht kleinformatigen Ausgaben der indischen Postverwaltung frankiert, die jeweils Queen Victoria zeigen: der 8 Annas rosakarmin sowie einem waagerechten Paar der 8 Pies lila (1 Rupie= 16 Annas; 1 Anna= 12 Pies). Die Marken sind ungewöhnlich schön mit dem Ortsstempel Bombays  vom 11.3.1872 in Fingerhutgröße abgestempelt, wobei die 8 A ideal zentrisch entwertet und der Ortsstempel zusätzlich links von ihr nochmals abgeschlagen wurde. Absender war gemäß rückseitigem ovalen violetten Firmenstempel die Handelsgesellschaft „Farnham & Co, Shipping & Commission Merchants, Bombay“, wobei daneben der ovale schwarze „Sea.Post.Office“-Stempel von Bombay vorhanden ist. Unser Brief wurde zunächst „via Brindisi“ nach London befördert (rotbrauner Transitstempel „London Paid“), bevor es dann quasi auf Kolumbus‘ Spuren auf einem britischen Dampfer über den „Großen Teich“ nach New York ging, wo er beim Empfänger = der Seifenfabrik „Robert Colgate & Co.“, deren deutsche Tochter später durch die „Colgate“-Zahnpasta berühmt wurde, gemäß vorderseitigem leuchtend orangeroten Ankunftsstempel am 15.4.1872 eintraf. So erreichte der aus dem Westen „Ostindiens“ stammende Brief das amerikanische Festland westlich von „Westindien“, so dass zwar nach geographischen Begriffen, aber eben nicht in der Realität ein „innerindischer Handel“ stattfand.

Der bekannte Großversicherer Zurich Insurance startete 2019 eine millionenschwere, freilich unfreiwillige „Werbekampagne“, denn als Insolvenzversicherer des pleite gegangenen Reiseveranstalters Thomas Cook und dessen ebenfalls insolventen Tochterunternehmen mußte „die Zurich“ bis zur Versicherungssumme von 110 Mio. EURO Deckung leisten, war aber dafür zumindest durch die umfangreiche Berichterstattung in den Medien „in aller Munde“. Die Wurzeln dieses erst vor wenigen Jahren im Namen anglisierten Versicherers gehen auf die in Köln 1844 gegründete Agrippina Versicherung und den 1872 von Gottfried Keller („Kleider machen Leute“) mitbegründeten Zürich Versicherungs- Verein zurück. Doch gab es in Zürich noch andere Versicherungen, scheinbar auch -aber der Schein trügt!- die „Allgemeine Spiegelglas- Versicherungs- Gesellschaft“, denn natürlich ging auch in der friedliebenden Schweiz so mancher Spiegel zu Bruch. An diese Versicherung scheint der hier abgebildete Brief aus dem Jahre 1868 gerichtet worden zu sein:
4 1868 Baden 

Der im badischen Mannheim aufgegebene Faltbrief ist mit zwei kehrdruckartig angeordneten Exemplaren der 1 Kreuzer tiefschwarz sowie einem senkrechten Paar der 6 Kr hellultramarin frankiert, die jeweils der Wappenausgabe von 1862 entstammen und das badische Wappen mit den beiden Greifen vor weißem Hintergrund zum Motiv haben. Die farbfrischen Marken bilden einen hübschen schwarz- blauen Farbkontrast und sind bis auf eine winzige Eckbugspur der unteren Marke des blauen Paares einwandfrei erhalten. Die Gesamtfrankatur von 14 Kr entspricht dem damals gültigen Tarif für einen Brief der 2. Gewichtsstufe in die Schweiz. Die Marken sind zwar nicht perfekt, sondern eher flüchtig abgestempelt worden, doch kann man besonders den rechts abgeschlagenen Doppelkreisortsstempel „Mannheim 9. Oct. 8-10 A“ (= 8-10 Uhr Abends) recht gut lesen. Als Adressat ist ein Herr Hörner in Zürich handschriftlich genannt, den man als Angehörigen der „Allgemeinen Spiegelglas- Versicherungs- Gesellschaft“ einordnen möchte, denn dieser Schriftzug ist zusätzlich als blaugrüner Langzeilenstempel mitten im Adressfeld aufgebracht. Doch der Schein trügt: Entfaltet man nämlich den Faltbrief, findet man bei der Unterschriftszeile im Brieftext den gleichen Stempel, lediglich mit dem Zusatz „Die Direction“. Demgemäß handelt es sich um keinen Fall einer „Zurich Insurance“, sondern ergo eher um einen solchen der „Hamburg Mannheimer“, die aber seit 2010 zur „ERGO Group“ gehört. Die in Mannheim ansässige Spiegelglas- Versicherung war nämlich der Absender, wie auch eine handschriftliche Empfängerangabe im Briefinneren verrät, der wir zugleich -in Ermangelung jeglicher Transit- und Ankunftsstempel- die Angabe des Ankunftsdatums vom 10.10. mit der Jahreszahlangabe „1868“ verdanken. Ob allerdings ein heute in eine Großstadt gerichteter Brief mit der bloßen Empfängerangabe „Herrn I.G.Hörner, Zürich“ beim Adressaten ankäme, wagen wir zu bezweifeln. Doch damals war scheinbar die Welt halt kleiner!

Die Propheten Moses und Ezechiel/ Hesekiel haben uns -anders als der Apostel Paulus- bekanntlich keine „Briefe“ hinterlassen, dafür aber ganze „Bücher“, noch dazu solche von einzigartiger Bedeutung: Die 5 Bücher Mose bilden den Pentateuch (πεντάτευχος) und unter dem Begriff Tora das heiligste Buch im Judentum. Vom Propheten Ezechiel gibt es hingegen nur 1 Buch, welches die Zeit der babylonischen Gefangenschaft der Juden beschreibt und den Wiederaufbau des Tempels von Jerusalem und die Rückkehr Gottes prophezeit. Doch lebten Moses und Ezechiel mindestens um 700 Jahre zeitversetzt (13. und 6. Jahrhundert v. Chr.), konnten also keinen Brief gemeinsam empfangen. Ihre Namen, vornehmlich der des Moses, dem wir auch die zehn Gebote verdanken, waren und sind bis heute aber sehr beliebte jüdische Vornamen. Man denke z.B. an den Philosophen Moses Mendelssohn (1729- 1786) oder an Israels legendären Mosche Dajan (1915- 1981), Kriegsheld und langjähriger Verteidigungs - und später Außenminister. Doch finden sich Moses und Ezechiel vereint im Adressfeld eines badischen Briefs aus dem Jahre 1866, der hier Gegenstand unserer Betrachtungen sein soll:

3 1866 Baden
Absender der blaugrauen Faltbriefhülle (der eingelegte Brief ist nicht mehr vorhanden) ist das Bankhaus „W.H. Ladenburger & Söhne“ aus Mannheim, das 1782 gegründet wurde. Der Empfänger war ebenfalls ein Bankhaus, nämlich die in Rotterdam ansässige Bank von „Moses Ezechiel & Söhne“. Der Brief ist mit der 6 Kreuzer preußischblau sowie der 18 Kr grün der Wappenausgabe von 1862 frankiert, die zusammen das seinerzeit vorgeschriebene Porto von 24 Kr für die doppelte Gewichtsstufe eines in die Niederlande gerichteten Briefes bilden. Beide Marken zeigen das badische Wappen mit den Greifen vor weißem Hintergrund und sind gut bis sehr gut gezähnt. Lediglich die 18 Kr weist oben in der Mitte leichte Zahnverkürzungen und Knitterungen auf, die auf die ursprüngliche Randklebung zurückzuführen sind, denn der Brief wurde erst in späterer Zeit von einem Sammler oben und rechts etwas „umgefaltet“, was nicht nur einer besseren Optik, sondern auch dem Schutz der hochwertigen 18 Kr grün diente. Man erkennt dies auch an den teils unvollständigen Abschlägen des Zweikreisstempels „Mannheim 19. Apr.“ (1866), der aber besonders schön und gut lesbar links und auf die 6 Kr übergehend abgeschlagen ist. Eine 18 Kr auf Brief gehört zu den Seltenheiten der klassischen Baden- Philatelie, noch dazu in Kombination mit der preußischblauen Farbvariante, die deutlich höher wertet als die ultramarine Version. Dank der rückseitig abgeschlagenen niederländischen Stempel, die anders als die badischen Stempel eine Jahreszahl enthielten (hier: 1866), wissen wir, dass unser „Moses & Ezechiel- Brief“ aufgrund hervorragender Zugverbindungen in nur 1 Tag am 20.4.1866 via Amsterdam in Rotterdam ankam. Heute würde die Briefbeförderung sicherlich länger dauern, weshalb Telefax oder eMails immer häufiger eine Briefkorrespondenz ersetzen. Aber mit der Schönheit dieses klassischen Belegs und seiner farbfrischen Marken können solche modernen Kommunikationsmittel nicht konkurrieren.

Im Jahre 1985 erschienen anläßlich des jeweils 300. Geburtstags der beiden großen Komponisten Johann Sebastian Bach (31.3.1685 - 28.7.1750) und Georg Friedrich Händel (23.2.1685 - 14.4.1759) in vielen Ländern Gedenkmarken, auch in den damals beiden deutschen Staaten, wobei wir hier die beiden seinerzeitigen Briefmarken der Bundesrepublik jeweils im Viererblock zeigen:

Unbenannte Anlage 00012
Beide großen Klassiker wurden dabei optisch gleichrangig mit dem jeweils bekanntesten von ihnen überlieferten Ölgemälde geehrt, wobei Händel sich mit der niedrigeren Gebührenstufe von 60 Pfennig für Postkarten begnügen mußte, Bach hingegen mit 80 Pfennig für das damalige Briefporto eine "Erhöhung" erfuhr. Die Händel- Marke zeigt den Jubilar nach dem von Thomas Hudson gemalten Portrait aus dem Jahre 1749 mit 64 Jahren. Elias Gottlieb Haußmanns Ölgemälde Bachs von 1748 auf der 80 Pf Marke zeigt den anderen Jubilar in fast gleichem Alter.
So sehr sich die Markengestaltungen und das Alter der beiden Komponisten auf den beiden Werten ähneln, so große Unterschiede gab es zwischen Bach und Händel, die sich übrigens nie persönlich begegneten: Der in Eisenach geborene Bach kam - abgesehen von Aufenthalten in Lüneburg und Hamburg und seiner weiten Reise zu Fuß 1705 nach Lübeck und seinem späteren Berlin- Besuch bei Friedrich dem Großen in Potsdam 1747 ("Musikalisches Opfer") - eigentlich nie aus seiner thüringisch- sächsischen Heimat bzw. aus Mitteldeutschland heraus, während der in Halle geborene Händel über Berlin und Hamburg ab 1706 eine vierjährige Studienreise nach Italien unternahm, um über Hannover für immer in England zu leben, somit als "Mann von Welt" galt. Bach war mit großer Familie so sparsam wie möglich und hinterließ ein sehr überschaubares Vermögen. Händel war freigebig, blieb Junggeselle und führte, obwohl er zwischendurch auch einmal fast pleite war, ein teils luxuriöses Leben und starb nach heutigen Maßstäben als Millionär. Und auch in ihren Werkgattungen waren beide im Barock verhafteten Klassiker sehr unterschiedlich: Händel komponierte 42 Opern, Bach nicht eine einzige. Aber unzählige Konzerte, Oratorien und sonstige Vokal- und Instrumentalkompositionen waren beiden Komponisten gemein. Und noch eine (traurige) Gemeinsamkeit der beiden: Beide erblindeten im Alter am Grauen Star und wurden erfolglos von dem englischen Okulisten (Starstecher) John Taylor operiert.
Die DDR ehrte Bach und Händel auf einem Markenblock zugleich mit Heinrich Schütz (1585 - 1672; 400. Geburtstag) mit motivgleichen, aber kleinformatigen, drucktechnisch nicht so gelungenen Blockmarken wie die zwei Marken der Deutschen Bundespost. Gleiche oder ähnliche Motive wählten zum gleichen Anlass 1985 z.B. Irland, Ungarn und Monaco.

Sonntag, 17 Mai 2020 17:25

1959: Der Beethovenblock

Nach einer Redensart soll die Kunst, Österreicher zu sein, auch darin bestehen, aus Beethoven einen Österreicher (und aus...!) gemacht zu haben, denn Ludwig van Beethoven (getauft 17.12.1770 - 26.3.1827) wurde zwar in Bonn geboren, das seines größten Sohnes nicht nur im Beethovenhaus mit großem Stolz stets gedenkt; er machte aber ab 1792 Wien zu seiner neuen Heimat. Da Mozart im Vorjahr gestorben war, wurde Beethoven Schüler Joseph Haydns und empfing nach seinen eigenen Worten "Mozart's Geist aus Haydens (sic!) Händen." Bereits in seinen ersten drei Haydn gewidmeten Klaviersonaten sprühte er nur so vor neuen Ideen und entwickelte seinen unverwechselbaren Stil, wie wir ihn z.B. aus den 9 Symphonien, den 5 Klavierkonzerten oder den 32 Klaviersonaten kennen. Doch wurde Beethoven wegen seines schweren Ohrenleidens ein tief traurig in sich gekehrter Mensch, obwohl er das nicht sein wollte: " O Ihr Menschen die ihr mich für Feindseelig störisch oder Misantropisch haltet oder erkläret, wie unrecht thut ihr mir ihr wißt nicht die geheime ursache von dem, was euch so scheinet..." (aus dem Heiligenstädter Testament 1802 nebst sämtlicher Orthographiefehler). Die moderne Medizin hätte sein Leiden gelindert, und er hätte mit modernen Hörgeräten seine Musik noch viele Jahre hören können. Doch hätte sich sein geniales Schaffen überhaupt noch steigern lassen?
Die Philatelie ehrte Beethoven im Deutschen Reich erstmals 1927 und in Österreich bereits 1922, seitdem zu fast jedem runden Geburts- oder Todestag. Die zweifelsohne prachtvollste philatelistische Ehrung erfuhr Beethoven jedoch mit dem ersten und zugleich schönsten Markenblock der Bundesrepublik, dem sog. Beethovenblock anläßlich der "Einweihung der Beethovenhalle zu Bonn am 8. September 1959", wobei dieser Block der Zielsetzung, "Briefmarken im Sonntagskleid" zu sein, alle Ehre macht:

Beethovenblock
Der Block besteht aus fünf Marken: Oben thront allein "der große Ludwig" auf der 20 Pfennig rot inmitten seiner charakteristischen schwer lesbaren Notenschrift. In der Zeile darunter sind direkt aneinanderhängend vier weitere Portraits von Musikern, die 1959 auf ein rundes Jubiläum hätten blicken können, eingedruckt: Von links nach rechts: Georg Friedrich Händel (1685 - 1759; 200. Todestag) auf der 10 Pf schwärzlichopalgrün, Louis Spohr (1784 - 1859; 100. Todestag) auf der 15 Pf blau, Joseph Haydn (1732 - 1809; 150. Todestag) auf der 25 Pf schwärzlichbraunoliv und Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 - 1847; 150. Geburtstag) auf der 40 Pf dunkelblau. Der wunderschöne Markenblock wurde in hoher Auflage gedruckt (4,771 Mio. Blocks laut Michel- Katalog), stellt also keine Rarität dar, weshalb der Verfasser sieben Exemplare (postfrisch, mit Tagesstempel, mit Sonderstempel, zwei ausgetrennten Einzelmarkensätzen, auf Bedarfsbrief und auf Ersttagsbrief) sein Eigen nennen darf.

Im Zuge des 1. Balkankriegs  proklamierten die Vertreter der albanischen Nationalbewegung am 28.11.1912 die Republik Albanien, die im Folgejahr von den damaligen Großmächten anerkannt wurde. Allerdings sollte der neue Staat nach deren Willen ein Fürstentum sein, wobei die Wahl auf Prinz Wilhelm zu Wied fiel, einen Neffen der rumänischen Königin Elisabeth, der aber bereits nach wenigen Monaten mit Ausbruch des 1. Weltkriegs „das Handtuch warf“ und das Land verließ. Nach der Besetzung des Landes im Krieg und seiner wieder erlangten Souveränität stritten Anfang der 20er Jahre rivalisierende Clans um die politische Macht, bis sich der Stammesführer Ahmet Zogu (8.10.1895- 9.4.1961) 1921 durchsetzen konnte und das Land ab 1925 als Präsident mehr oder weniger autokratisch regierte. Ähnlich wie die beiden „Napoleons“ I. und III. ließ er sich nach wenigen Jahren an der Spitze der Republik zum Monarchen proklamieren und regierte Albanien ab 1.9.1928 unter dem Namen Zogu I. als König der Albaner. Lange suchte der als Sohn eines Feudalherrn nur aus niedrigem Adel stammende Muslim Zogu nach einer passenden Ehefrau. Über ein Foto in einer Illustrierten wurde er 1937 auf die bildhübsche ungarische Gräfin Geraldine Apponyi de Nagy- Appony (6.8.1915- 22.10.2002) aufmerksam, die katholisch war und dem europäischen Hochadel entstammte. Doch war ihre Familie ziemlich verarmt, und sie selbst arbeitete in einem Museumskiosk in Budapest. Der 20 Jahre ältere König war von ihrer Schönheit und ihrem Charme so fasziniert, dass er Geraldine über Silvester 1937/38 nach Tirana einlud. Sie nahm seinen Heiratsantrag an, und die Hochzeit am 27.4.1938 wurde mit großem Pomp begangen. - Auch die albanische Post würdigte dieses damals bereits mediale Großereignis. Neben 8 Einzelmarken mit dem Königspaar erschien auch der nachstehende Markenblock:
30 1938 Albanien

Die Blockausgabe, die nur 12.000 Exemplare zählt, besteht aus 4 diagonal gepaarten Werten, nämlich 2 Marken zu 20 Qint dunkellila und 2 Marken zu 30 Q dunkeloliv. Am bildschönen Portrait der jungen Königin, die die Herzen der Albaner schnell gewann (eine Art Grace Kelly der 30er Jahre) und von der Presse als „Rose von Tirana“ gefeiert wurde, gab es nichts zu kaschieren, anders beim 20 Jahre älteren König, den der Grafiker optisch auf den Marken einer „Verjüngungskur“ unterzog. Die Randbeschriftung des postfrisch erhaltenen Blocks lautet: „Mbretnija Shqiptare“ („Königreich Albanien“) sowie „Martesa e Mbretit Eveniment Kombtar“ („die Ehe des Königs als nationales Ereignis“). Sehr gelungen ist auch die gemeinsame Darstellung der Initialen von „Z“ und „G“ in einem Lorbeerkranz. - Knapp ein Jahr später wurde der Thronerbe Leka am 5.4.1939 geboren, doch fielen 2 Tage später Mussolinis Truppen in Albanien ein. Die königliche Familie floh außer Landes und lebte fortan im Exil. Die „Rose von Tirana“ kehrte erst vier Monate vor ihrem Tod 2002 nach Albanien zurück.

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