Griechenland 1960-65: „Königlicher Olympiasieger“
Am 16.1.2023 wurde Griechenlands letzter König Konstantin II. (2.6.1940-10.1.2023) feierlich zur letzten Ruhe geleitet. Dabei fand sich fast der gesamte europäische Hochadel in Athens Mariä Verkündigungskathedrale ein, keine Überraschung, denn Spaniens ehemalige Königin Sofia war Konstantins ältere Schwester, und er selbst hatte 1964 die dänische Prinzessin Anne-Marie, Tochter König Frederiks IX. von Dänemark und zugleich jüngste Schwester von Königin Margrethe II. geheiratet. Zudem war er mit vielen europäischen Königshäusern verwandt und wurde von seinen royalen Verwandten liebevoll „Tino“ genannt. Seine Regierungszeit als König war aber ebenso kurz wie erfolglos, denn er erbte am 6.3.1964 nach dem Tod seines Vaters König Paul mit nicht einmal 24 Jahren den Thron. Nach dem Militärputsch vom 21.4.1967 versuchte er am 13.12.1967 einen Gegenputsch, der jedoch scheiterte, so dass er sich mit seiner Familie für viele Jahrzehnte ins Exil begab. 2 Volksabstimmungen 1973/74 fielen gegen die Monarchie und für die Republik aus. Dabei hatte für „Tino“ alles wie im Bilderbuch begonnen, wie wir an folgenden 3 griechischen Briefmarken erläutern dürfen:
Der 20jährige Kronprinz hatte 1960 an den Olympischen Spielen in Rom teilgenommen und dort die Goldmedaille in der Drachen-Segelklasse gewonnen. Auf diese Goldmedaille war Konstantin sehr stolz, und deshalb wurde sie zusammen mit seinen Orden im Trauerkondukt hinter seinem Sarg präsentiert. Die querformatige Briefmarke zu 2,50 Drachmen aus dem Jahre 1960 würdigt Konstantins Olympiasieg und zeigt sein Segelboot „Nerifs“ und den jungen Kronprinzen.- 1963 verlobte sich Konstantin mit der dänischen Prinzessin Anne-Marie, und am 18.9.1964 fand in Athen eine „Märchenhochzeit“ statt. Die junge, gerade 18jährige bildhübsche Braut und ihr Bräutigam, in seiner weißen ordensgeschmückten Galauniform wie ein Adonis wirkend, strahlten vor Glück. Diese Traumhochzeit würdigte die griechische Post mit 3 motivgleichen Marken, die das junge Paar unter der Krone zeigten. Wir sehen oben den Höchstwert dieses Markentrios, die 4,50 Dr kornblumenblau.- Am 10.7.1965 wurde Prinzessin Alexia geboren, weshalb die Post am 19.12.1966 3 Sondermarken verausgabte, von denen wir den mittleren Wert zu 2,50 Dr schwarzlila mit der jungen Königsfamilie zeigen, denn dies sollte die letzte Briefmarke mit Konstantins Portrait bleiben. Rund 1 Jahr später verlor Konstantin für immerden griechischen Thron, der sich seit 1832 schon mehrfach als „Schleudersitz“ erwiesen hatte. Bei seiner Beerdigung schlossen sich über die Präsentation der Goldmedaille hinaus noch mindestens 2 weitere „Kreise“: Seine Witwe Anne-Marie trug nämlich das gleiche diamantenbesetzte Kreuz wie 1964 bei der Hochzeit; Konstantin hatte sich auf dem königlichen Friedhof von Tatoi einen Platz für sein Grab ausgesucht, von dem man einen wunderbaren Blick auf das Meer hat, auf dem er einst so gerne segelte.
Frankreich 1914: „Kommerz“ im Krieg?
Nachdem als Folge der sog. Julikrise und der Kriegserklärung von Österreich-Ungarn an Serbien das mit der Donaumonarchie verbündete Deutsche Reich am 31.7.1914 den „Zustand drohender Kriegsgefahr“ verkündet hatte, folgten noch am gleichen Tag auf nur 12 bzw. 18 Stunden befristete deutsche Ultimaten an Russland und Frankreich. Die französische Regierung, mit Russland und England verbündet, wurde damit aufgefordert, für den Fall eines deutsch-russischen Kriegs die Neutralität zu erklären und als Faustpfand die Festungen Verdun und Belfort zu übergeben, für Frankreich inakzeptable Forderungen. Das Deutsche Reich erklärte am 1.8.1914 Russland und am 3.8. Frankreich den Krieg. Zu diesem Zeitpunkt drangen die deutschen Truppen bereits in Luxemburg und Belgien ein, um im Rahmen des sog. Schlieffen-Plans von 1905 mit einem starken Nordflügel das französische Festungssystem zu umgehen, Paris zu umfassen und dem französischen Heer in den Rücken zu fallen. Fast hätte dieser rasche Vorstoß zum Erfolg geführt, doch konnte Frankreich in der Marneschlacht vom 6.-10.9.1914 den Angriff der deutschen Armeen stoppen. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits große Teile Nordostfrankreichs in deutscher Hand, darunter auch das im Département Nord an der Schelde unweit der belgischen Grenze gelegene Valenciennes, eine Stadt mit heute rund 43.000 Einwohnern. In diese Zeit fällt der Postlauf des hier abgebildeten Briefs, abgestempelt am 24.9.1914:
Das tadellos erhaltene Couvert ist mit einer knallroten Briefmarke mit weißen Inschriften frankiert, die sich deutlich von den damaligen französischen Dauermarken mit dem Motiv der Säerin (Type Semeuse) unterscheidet. Das ist kein Wunder, denn es handelt sich dabei um eine Ausgabe der Handelskammer von Valenciennes, die am 8.9.1914 während der ersten Zeit der deutschen Besatzung mit Genehmigung der deutschen Militärverwaltung verausgabt worden war, und daher im Michel-Katalog sowohl als Frankreichs Nr. 127, aber auch bei den ersten Germania-Überdruckmarken beim Etappengebiet West gelistet ist. Die mit einfachen Druckmitteln vor Ort in einer Auflage von lediglich 3000 Stück hergestellte und generell schlecht gezähnte Marke zu 10 Centimes diente als Provisorium („Service Postal Intérimaire“) der „Chambre de Commerce de Valenciennes“, nachdem die französischen Briefmarken der lokalen Postbehörde aufgebraucht waren, vornehmlich im Dienstgebrauch, denn Absender des Briefs war das Rathaus bzw. das Büro des Bürgermeisters („Hôtel de Ville de Valenciennes, Cabinet du Maire“), wie der Vordruck links oben mit dem Wappen der Stadt (ein Löwe im bekrönten Schild, der von 2 Schwänen gehalten wird) zeigt. Die Entwertung am 24.9.1914 erfolgte mit dem mattvioletten querovalen Stempel der Handelskammer. Briefempfängerin war „Madame Porteneuve-Lerroud“ in dem nur 7 km südlich von Valenciennes gelegenen Famars, das damals ca. 1000 Einwohner zählte (heute rund 2500), 1793 Schauplatz einer Schlacht im 1. Koalitionskrieg. Zwar fehlt ein Ankunftsstempel, doch ist davon auszugehen, dass der Brief noch am Absendetag zugestellt wurde.- „Kommerz“-Denken dürfte in Anbetracht der Kriegssituation und eines Portos von lediglich 10 C bei der „Chambre de Commerce“ freilich nicht im Vordergrund gestanden haben.
Frankreich 1864: „Verwechslungsgefahr“
Ein Wechsel ist wie ein Scheck ein Zahlungsmittel, kann aber zusätzlich zur Refinanzierung wie ein Wertpapier an die Hausbank oder Dritte weitergereicht werden. Zum Fälligkeitstag muß dann primär der Bezogene die Schuld einlösen, hilfsweise u.a. jeder, der ihn „quer“ unterschrieben hat (daher das Motto: „Schreibe hin, schreibe her, schreibe aber niemals quer!“). Bis Ende 1991 verdiente dabei auch der Staat über die Wechselsteuer, die pro angefangene DM 100.- bei 0,15 DM lag. Sie wurde mit sog. Wechselsteuermarken entrichtet, die auf die Rückseite des Wechsels geklebt wurden. Gerne wurden dafür in der Wechselabteilung einer Bank Praktikanten herangezogen, denen man weismachte, es gäbe da Geschmacksrichtungen wie Erdbeer oder Kirsch. Von wegen: Sie schmeckten beim „Ablecken“ alle gleich, nämlich unvergesslich abscheulich! Wechselsteuermarken sind naturgemäß keine Briefmarken, fallen aber unter den Begriff der Fiskalphilatelie und waren bereits z.B. im 2. Französischen Kaiserreich unter Napoleon III. gebräuchlich. Mit Dekret vom 3.1.1864 wurden dort25 verschiedene Wechselsteuermarken verausgabt, von denen wir exemplarisch 3 Werte hier vorstellen dürfen:
Die Marken im Hochformat haben Größe und die graue Farbe gemeinsam, ebenso das große Medaillon in der Markenmitte, welches den lorbeerbekränzten Portraitkopf des Kaisers zeigt, wie wir es -freilich im Querformat- bei der grauen 5 Francs-Briefmarke von 1869 kennen. Jede dieser kaiserlichen Marken („Timbre Impérial“) trägt die Randumschrift „Effets de Commerce de l‘ Étranger et Warrants“, wurde also bei Wechseln und Wertpapieren für die zu entrichtende Steuer eingesetzt. Für jede angefangene 100 Fr waren 5 Centimes Steuer zu zahlen, wie die Marke links der niedrigsten Wertstufe mit dem roten Aufdruck „100 Fr et au dessous“ zeigt, wobei hier „dessous“ natürlich wörtlich mit „unterhalb“ zu übersetzen ist, also keine „Unterwäsche“ bedeutet! Bei 2.000 Fr Wechselsumme war mit der mittleren Marke 1 Fr zu zahlen, und bei 20.000 Fr sogar ein Betrag von 10 Fr, wie der Höchstwert rechts veranschaulicht. Alle 25 Werte ergaben in der Addition 105,75 Fr, damals sehr viel Geld, denn eine Münze zu 100 Fr entsprach 29,03 Feingold, also fast einer ganzen Unze. Da die Wechselsteuermarken sich zum Verwechseln ähnlich sahen, war beim Aufkleben erhöhte Vorsicht geboten, um diese Verwechslungsgefahrbei Wechseln auszuschließen. Alle 25 Marken in ungebrauchter Erhaltung und jeweils vollrandig geschnitten vereint zu finden, stellt eine Sensation dar.
Russland/UdSSR 1989: 275 Jahre Seeschlacht von Gangut
Die Zeit russischer Seesiege liegt lange zurück. Zuletzt hatte die russische Marine am 14.4.2022 den Untergang der „Moskwa“ im Ukrainekrieg zu beklagen. In den beiden Weltkriegen gab es nur unbedeutende Einzelgefechte, während das Gros der Flotte nicht zum Einsatz kam. Der Russisch-Japanische Krieg hatte 1904/05 die fast vollständige Vernichtung der Kriegsflotte vor Port Arthur und in der Seeschlacht bei Tsushima mit sich gebracht. Doch glänzte Russlands Kriegsmarine im Griechischen Freiheitskrieg 1827 bei Navarino und 1853 im Krimkrieg vor Sinope unter Admiral Nachimow und konnte damit an den russischen Erfolg 1770 in der Seeschlacht von Çeşme (Tschesme) unter Alexei Orlow anknüpfen, übrigens alles Siege über die Türken. Der „Vater“ und Begründer der russischen Kriegsmarine war jedoch zweifellos Zar Peter der Große (30.5./9.6.1672- 28.1./8.2.1725), der dem einstigen moskowitischen Binnenstaat große Gebietszuwächse im Süden im Kampf um Asow und im Norden an der Ostsee gegen Schweden verschaffte. Er selbst hatte einst incognito in den Niederlanden als Schiffszimmerer gearbeitet und dann in Russland den Bau von Kriegsschiffen durchgesetzt. Ihre erste Feuertaufe sollte die junge russische Marine 1714 gegen Schweden in der Seeschlacht von Gangut bestehen, ein großer Erfolg, an den die sowjetische Post 275 Jahre später 1989 mit dem hier abgebildeten Markenblock erinnerte:
Ließ das Zarenreich 1914 anläßlich des 200. Jahrestags noch Gedenk-Silberrubel prägen und ein neues Schlachtschiff auf den Namen „Gangut“ taufen, ignorierte die UdSSR 1964 den 250. Jahrestag, da ein einstiger zaristischer Erfolg ideologisch damals nicht in das Konzept der Sowjets passte. Unter Gorbatschow sah man das 1989 offenbar liberaler. Der Block zeigt samt seiner darin enthaltenen Sondermarke zu 50 Kopeken den Höhepunkt der Schlacht, als die russischen Galeeren das schwedische Flaggschiff „Elefant“ einkreisen und entern. Die russischen Schiffe standen unter dem Kommando von Admiral Apraxin, wobei Zar Peter I. ebenfalls einen Angriff führte, weshalb sein Portrait im Medaillon am rechten Rand der Blockmarke zu sehen ist. Der Ort des Geschehens lag an der Südspitze Finnlands bei der Halbinsel (=udd) Hanko/Hangö, wobei aus Hangö udd im Russischen in Ermangelung eines „H‘s“ im Alphabet ein „G“ und damit Gangut (Гангут) wurde, wie im braun-goldenen Girlandenband am oberen Blockrand zu lesen ist. Am unteren Rand steht zwischen 2 Ankern das genaue Datum der Schlacht nach dem damals in Russland geltenden julianischen Kalender mit dem 27. Juli 1714 [= 7.8. greg.Kal.). Auf der Blockmarke steht geschrieben: 275 Лет Гангутскому сражению (275 Jahre Schlacht von Gangut). Der in den Grundfarben schwarzblauviolett/dunkelsiena gehaltene gestempelte Block wurde zwar erst am 27.7.1989 offiziell verausgabt, aber schon im Voraus am 24.7. auf dem Moskauer Hauptpostamt (Москва Почтамт) abgestempelt.
Ukraine 2022: Die „Stinkefinger“-Briefmarke
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine begann am 24.2.2022 gleichzeitig an mehreren Fronten, vornehmlich auf den Großraum von Kiew. Eher episodenhaft verlief am gleichen Tag die Einnahme der zur Ukraine gehörenden „Schlangeninsel“ (Остров Змеиный), die im Schwarzen Meer vor dem rumänischen Donaudelta gelegen ist, gerade einmal 0,17 qkm Fläche besitzt und bis 1948 rumänisches Territorium war. Das kleine Eiland hat eigentlich keinerlei strategische Bedeutung aufzuweisen, doch sind mit seinem Besitz Anteile an Öl- und Gasvorkommen im näheren Umfeld verbunden. Zwei Schiffe der russischen Schwarzmeerflotte, darunter der Lenkwaffenkreuzer „Moskwa“ (Москва), liefen am 24.2. die „Schlangeninsel“ an und forderten über Funk die dort stationierten 13 ukrainischen Soldaten zur Kapitulation auf. Der ukrainische Soldat Roman Hrybow funkte auf Russisch die Antwort: „Русский военный кораблв, иди на хуй“ („Russisches Kriegsschiff, fuck you“). Die Besetzung der Insel und die Gefangennahme Hrybows und seiner Kameraden verhinderte dieser kecke Funkspruch zwar nicht, doch wurde der im Rahmen eines Gefangenenaustauschs später freigelassene Hrybow über Nacht in der Ukraine zum Helden und seine Tat zum Motiv einer ukrainischen Sondermarke, von deren 2. Auflage wir hier einen Kleinbogen zeigen:
Die 1. Auflage vom 12.4.2022 war bereits nach 3 Tagen ausverkauft. Sie zeigte Hrybow in voller Kampfmontur, wie er der im Hintergrund zu sehenden „Moskwa“ den erhobenen rechten Mittelfinger zeigt. Aus dem realen Funkspruch war somit eine bildlich-obszöne Phantasie-Darstellung geworden. Doch überschlugen sich kurz nach dem Erscheinen der Marke die Ereignisse: Die „Moskwa“, 1982 noch von der Sowjetunion in Dienst gestellt und mit rund 500 Mann Besatzung stolzes Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte, sank am 14.4.2022 im Schwarzen Meer, nachdem es von 2 ukrainischen Neptun-Raketen getroffen worden war. Die ukrainische Post würdigte die Versenkung mit der am 23.5. verausgabten Neuauflage, die nur noch den Soldaten mit dem Stinkefinger ohne die „Moskwa“, aber mit dem Datum „14.4.2022“ zeigt, da sie aufgrund ihrer Versenkung im wahrsten Sinn des Wortes von der Bildfläche verschwunden ist. Ein Zierfeld in gleicher Größe, jedoch ohne eigene Frankaturkraft, besitzt wieder das ursprüngliche Motiv, jedoch mit einer Art „Erledigungs“-Stempel „Москва, DONE, 14.4.2022“ („Done“= „erledigt/getan“). Die Marke selbst erschien in 2 Versionen, für das Inlandsporto mit „F“, was einem Wert von 0,70 € entspricht, und -wie hier zu sehen- mit einem „W“ für Auslandspost (Wert ca. 1,50 €). Die originellen Propaganda-Marken weisen am Kleinbogenrand der „W“-Ausgabe noch den Zusatz „Glory to the Nation!“ auf; bei der „F“-Version ist es ein martialisches „Death to the enemies !“. - Wie dieser sinnlose und rein zerstörerische Angriffskrieg mit seinen weltweiten Auswirkungen enden wird, bleibt abzuwarten.
Ceylon 1860: „British Tea Time“ statt Chaos
Sri Lanka, so seit 1972 der Name Ceylons, war bis vor wenigen Jahren ein auch bei vielen Deutschen beliebtes Urlaubsziel, doch erlebte der Inselstaat im Jahre 2022 die schwerste Wirtschaftskrise seit der 1948 errungenen Unabhängigkeit. „Sri Lanka am Rande des Abgrunds“ überschrieb der ORF einen Bericht vom 31.5.2022, wonach es u.a. an Lebensmitteln, Treibstoff und am Geld, auch für den Import wichtiger Medikamente mangele. Mehrfache gewaltsame Ausschreitungen wütender Bürger wurden von der Regierung mit Knüppeln, Tränengas sowie Strom- und Ausgangssperren beantwortet. Das Land ist mittlerweile bankrott, der Tourismus als wichtige Einnahmequelle liegt am Boden, auch als Folge der weltweiten Corona-Pandemie.- Unter der britischen Kolonialherrschaft, die von 1796 bis Anfang 1948 dauerte, war zwar nicht alles, aber in Anbetracht der derzeitigen Situation sicherlich einiges besser, wenngleich die Briten zwischen 1815 und 1818 mehrere Aufstände niederschlugen. Sie schufen in der Folgezeit jedoch eine Infrastruktur nach europäischem Vorbild und begründeten zunächst den Kaffeeanbau. Ab 1860 wurden jedoch viele Teeplantagen angelegt, die Ceylons Ruf als Teeparadies bis heute begründen. Aus dieser Zeit stammt der hier abgebildete Umschlag, der 1860 seinen Weg von Ceylon nach London nahm:
Das leicht altersgebräunte, bis auf leichte Randläsuren tadellos erhaltene Couvert ist mit der 1 Shilling hellviolett frankiert, die zur 1857-1859 erschienenen ersten Markenausgabe zählt, die die britische Kolonialpostverwaltung Ceylons verausgabte. Das Motiv besteht wie bei fast allen damaligen Briefmarken im British Empire aus dem jugendlichen Portraitkopf Queen Victorias (24.5.1819-22.1.1901; reg. seit 1837), lediglich ergänzt durch die Wörter „Ceylon, Postage“ und die Wertangabe „One Shilling“ sowie die Ziffer „1“ in den oberen Markenecken. Die farbfrische Marke besitzt an 3 Seiten gleichmäßig breit geschnittene Ränder und ist lediglich rechts unten knapp geschnitten, aber noch vollrandig. Die Abstempelung besteht aus dem damals gebräuchlichen schwarzen Barrenstempel; jedoch befindet sich rückseitig der leuchtend-rote Ortsstempel „Colombo, Post Paid“ vom 27.6.1860. Empfänger dieses Briefs der 2. Gewichtsstufe war „Philip James Green, 6 Great St. Helens, Bishopsgate Street, London“. „Via Marseille“ traf der optisch sehr ansprechende Beleg, im Auktionskatalog von 2022 als „a delightful and scarce cover“ beschrieben, am 6.8.1860 in London ein, wie der vorderseitige rote Ankunftsstempel belegt. Bis 1983 befand sich der Brief in der Sammlung des Ceylon-Philatelisten und Spezialprüfers Patrick C. Pearson, und es ist davon auszugehen, dass sowohl der Absender wie auch die Herren Green und Pearson einer „British Tea Time“ gegenüber dem heutigen Chaos auf Ceylon/Sri Lanka klar den Vorzug geben würden und in ihrem Leben die eine oder andere Tasse Ceylon-Tee genüsslich tranken.